27. Januar 2010

Artikel im WAZ Reisejournal


WAZ REISE-JOURNAL
15 August 2007



NAHER OSTEN

Saudi-Arabien


Ungläubige dürfen baden gehen

Das Königreich, bislang
für Touristen weitgehend unzugänglich,
will sich für westliche Reisende öffnen


Die Liste der Länder, die noch nicht touristisch erschlossen sind, könnte sich in wenigen Jahren um einen Namen verringern. Im Königreich Saudi-Arabien gibt es Pläne, das bisher für Ausländer weitgehend unzugängliche Reich zu öffnen. Die Regierung um König Abdullah bin Abdulaziz hat grünes Licht für ein 4000-Zimmer-Projekt an der Nordküste des Roten Meeres gegeben. Dort sollen auch westliche Touristen willkommen sein.


Yanbu, rund 350 Kilometer nördlich von
Jeddah, ist einer der wichtigsten Häfen
Saudi-Arabiens. Hier soll ein Hotelkomplex
mit 4000 Zimmern entstehen.

„Die touristische Erschließung der nördlichen Küste mit mehreren Hotels und einer Uferpromenade soll bis zum Jahr 2014 abgeschlossen sein, ein erstes Mövenpick-Hotel eröffnet bereits nächste Jahr", berichtet Andreas Hauser, der den Saudis als Tourismusplaner bei dem Projekt beratend zur Seite steht. 


Hintergrund für die Öffnung in Richtung Westen ist die Erkenntnis der Regierung, dass die Wirtschaft des Landes zu sehr von der Erdölproduktion abhängig ist. Fast 90 Prozent der Staatseinnahmen werden aus dem Verkauf von Erdöl und Erdölprodukten erzielt. Hinzu kommt eine enorm hohe Arbeitslosenquote von fast 30 Prozent, die zu innenpolitischen Spannungen führt. "Die Wirtschaft soll künftig auf mehreren Beinen stehen, neue Jobs könnten im Tourismussektor entstehen. Natürlich sieht man in Saudi-Arabien die gigantische touristische Entwicklung in Dubai, Katar, Abu Dhabi und dem Oman", so Hauser.

Eine vergleichbare Freizügigkeit wie in den Ländern der Vereinigten Arabischen Emirate sei in Saudi-Arabien aber nicht zu erwarten. Urlauber müssen sich also auf einen Badeurlaub einstellen, bei dem sie nicht nur auf Alkohol verzichten müssen. Frauen müssen wohl auch am Strand ein Kopftuch und ein schwarzes Gewand tragen, unverheiratete Paare erhalten oftmals kein gemeinsames Zimmer, alleinreisende Frauen kein Visum, Homosexualität ist bei Strafe verboten.

"Wir hoffen aber, dass die Regierung für das Resort in Yanbu einige Lockerungen vornimmt. Zumindest gehen die Planzahlen davon aus, dass von den jährlich 365000 Gästen rund 40000 aus dem Westen kommen sollen", so Hauser. Allerdings werde es sicher schwierig, Saudi-Arabien als Ziel für einen reinen Badeurlaub zu vermarkten. "Wir werden gezielt um kulturinteressierte Urlauber werben, die nach einer Rundreise noch einige Tage am Strand ausspannen möchten."



Das nabatäische Grabmal bei Madain Saleh
ist Teil des Besichtigungsprogramms der
wenigen Studienreisen nach Saudi-Arabien.

Bereits seit 1998 gibt es für westliche Reiseveranstalter die Möglichkeit, Studienreisen in Saudi-Arabien durchzuführen. Doch pro Jahr sind es derzeit kaum mehr als 100 deutsche Touristen, die das riesige Land auf der arabischen Halbinsel aufsuchen. Der Marktführer für Studienreisen, Studiosus, hat das Ziel sogar wieder ganz aus dem Programm gestrichen. "In den ersten Jahren waren die Reisen noch gut gebucht. Seit dem Irakkrieg haben wir die Touren aus Sicherheitsgründen aber nicht mehr angeboten", berichtet Manfred Schreiber von Studiosus Reisen. Zudem seien die Reisen in der Durchführung immer extrem schwierig gewesen.


Die Mitbewerber Ikarus Tours und Windrose Fernreisen bieten nach wie vor einige wenige Reisen an. "Die Nachfrage geht zurück, im November werden wir aber eine Gruppenreise durchführen", berichtet Ralf Huber von Ikarus Tours. "Grundsätzlich begrüßen wir die Bestrebungen der Regierung, allerdings sind wir doch eher skeptisch, dass das Land sich wirklich nachhaltig für Touristen öffnet."


Diese Skepsis teilt auch Andreas Hauser. "Ein völlig normales Reiseziel wird Saudi-Arabien schon wegen der politischen Gegebenheiten nie werden." So sei es beispielsweise völlig unvorstellbar, dass die heiligen Städte Mekka und Medina jemals für "Ungläubige" zugänglich würden. "Diese Orte bleiben auch künftig eine komplette Sperrzone."


Pascal Brückmann




Management Consultant und interkultureller Trainer:
Andreas H
auser am Saftstand
in Jeddah, Saudi-Arabien



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